Ab Odessa bleiben wir immer in der Nähe des Schwarzen, dann des Asowschen Meers. Statt Wasser sehen wir jedoch bis zum Horizont nur Felder. Riesige Flächen, auf denen in wenigen Monaten Sonnenblumen wachsen werden, liegen zu dieser Jahreszeit noch brach. Jeder Quadratmeter der fruchtbaren Erde scheint hier vom Menschen benutzt. Einzige Abwechslung zu den kilometerlangen Feldern bieten die wenigen schnurgeraden, ins Betonkorsett gezwungenen Kanäle für die Bewässerung und die lichten Baumreihen, die den oft starken und zerstörerischen Wind abschwächen sollen. Der bläst uns wie schon seit Tagen immer ins Gesicht. Trotzdem kommen wir so gut voran, dass wir noch einige Tage pausieren können, bis ab 11. Mai unsere russischen Visa gelten.
Einen Ruhetag verbringen wir in Pryazovs’ke bei einer deutschen Missionarsfamilie, die uns die ehemals deutschen Siedlungen bei Tokmak und das ausschließlich mit Spenden finanzierte Internat „Hoffnung“ zeigt. In dem finden derzeit 49 Straßenkinder eine Bleibe, ein Ersatzzuhause und Beistand, um mit ihren unbegreiflich grausamen Erfahrungen umgehen zu lernen. Auch für einen Abstecher zu den Sandstränden in Berdians’k haben wir noch Zeit, bevor wir die Ukraine und in Russland das Meer verlassen werden.
(nach einer Aufzeichnung von Annette Kniffler)